Die Austria als Zünglein an der Waage
Hätte man Anfang der Saison behauptet, dass der Sportclub und die SV Ried als Tabellensechster und -fünfter im letzten Saisonviertel aufeinander treffen, hätte man wohl viele belächelnde Blicke geerntet. Die Realität sieht aber genau so aus und verspricht dennoch viel Spannung. Bei der SV Ried liegen im Frühjahr die Nerven blank, beim Sportclub ist die Situation entspannter und die Leistungskurve 2018 ansprechender als noch im Herbst.
Wie schnell es im Fußball gehen kann, beweist die aktuelle Saison. Die SV Ried, Herbstmeister und Winterkönig, kam 2018 nie wirklich ins Rollen. Lassaad Chabbi musste mit einer Bilanz von nur einem Sieg und sieben Punkten aus acht Spielen vor zweieinhalb Wochen seinen Platz räumen. Den plötzlichen Leistungseinbruch, den man letzte Saison ähnlich auch in Lustenau unter bzw. nach Chabbi erleben musste, konnte der Tunesier auch in Ried nicht verhindern. Nach einer kurzen Trainersuche mit doch einigen Absagen von Klublegende Paul Gludovatz, Frenkie Schnikels oder Heimo Pfeifenberger wurde mit Thomas Weissenböck der Jugendleiter zum Cheftrainer befördert. Er wird heute Abend das erste Mal auf der Rieder Bank Platz nehmen.
Der Druck liegt bei den Oberösterreichern
Die Rieder haben vor der Saison deutlich gemacht und auch durch die zahlreichen Verstärkungen gezeigt, dass der Aufstieg das erklärte und unbedingte Ziel ist. Gerüchte gehen um, dass bei einem Nichtaufstieg womöglich die Lichter in der Keine Sorgen Arena ausgehen könnten. Kaum verwunderlich, dass in Ried Unruhe aufkommt. Das Einzige was jetzt hilft, sind Siege, denn ansonsten rückt ein fixer Aufstiegsplatz in weite Ferne und auch der Abstand auf den Relegationsplatz wird immer deutlicher. Somit könnte die Austria heute schon für eine kleine Vorentscheidung im Aufstiegskampf sorgen, sollten die Sticker drei Punkte aus Ried entführen. Unmöglich erscheint dieses Unterfangen, bei der aktuellen Situation in Oberösterreich nicht, Spaziergang wird es trotzdem keiner. Die Bilanz spricht für die Rieder, sind sie doch seid sieben Pflichtspielduellen gegen die Mannschaft aus Lustenau ungeschlagen. Mit Seifedin Chabbi haben die Wikinger einen Ex-Austrianer in den Reihen, der schon sechzehnmal (15 Treffer im Herbstdurchgang) getroffen hat. Pius Grabher, Peter Haring und Ilkay Durmus kennt man in Lustenau genauso gut und man darf erwarten, dass sie gegen ihren Ex-Club äußerst motiviert agieren werden. Julian Wießmeier, der das Quintett aus Ex-Lustenauern kompletiert, hat im letzten Spiel die rote Karte gesehen und ist damit zum Zuschauen verdammt. Weitere klingende Namen mit Erfahrung finden sich im Rieder Kader. "Meine Spieler wissen was ich mir erwarte. Nur wenn wir kompakt und agressiv auftreten, können wir in Ried etwas mitnehmen", analysiert Gernot Plassnegger die Ausgangslage. "Wir müssen dagegen halten und mit Laufbereitschaft und Kampf dagegen halten".
Personalsorgen im Angriff
Bei Grün-Weiß fallen mit Ronivaldo und Lucas Barbosa beide zuletzt gesetzten Stürmer aus. Im Kader fehlt es an Alternativen zu den beiden Mittelstürmern. Gernot Plassnegger hat aber auch schon im Spiel gegen den FAC Nicolai Bösch in die Sturmspitze gestellt. Diese Entscheidung hat der Youngster, der im letzten Spiel seinen ersten Profitreffer erzielt hat, mit einer ansprechenden Leistung und dem erwähnten Tor belohnt. Im Spiel gegen den FC Liefering hat Kürsat Güclü im Sturm seine Qualitäten aufblitzen lassen. Die Doppelspitze Güclü-Bösch könnte somit eine Alternative sein. Christopher Drazan dürfte in den Kader zurückkehren, auch Jodel Dossou darf sich nach seiner Leistung gegen die Floridsdorfer Hoffnungen auf einen Startelfplatz machen. Verzichten muss Plassnegger auf Pius Dorn, der im letzten Heimspiel seine fünfte gelbe Karte kassiert hat und somit gesperrt ist. Im Gegenzug ist die Sperre von Kapitän Marco Krainz verbüßt und der zentrale Mittelfeldspieler dürfte wieder neben Sandro Djuric auflaufen.
Man darf auf jeden Fall gespannt sein wie sich die heutige Partie entwickelt. Ein frühes Tor für den Sportclub und bei den Riedern könnten die Nerven endgültig blank liegen. Gernot Plassnegger beschäftigt sich nicht mit der Situation in Ried, sondern legt den Fokus auf sein Team: "Wir achten in erster Linie auf uns. Wie schon erwähnt, sehe ich das letzte Meisterschaftsviertel als Vorbereitung für das kommende Jahr. Wir wollen die verbleibenden Spiele nützen uns weiterzuentwickeln, aber nicht um jeden Preis". Dennoch könnte die Austria heute das Zünglein an der Waage sein und den Aufstiegskampf mitentscheiden.
Spielbeginn in der Keine Sorgen Arena ist um 18.30 Uhr. Sky überträgt die Partie wie üblich in Konferenz.
Fakten zum Spiel
- Die SV Guntamatic Ried ist seit 7 Pflichtspiel-Duellen gegen den SC Austria Lustenau ungeschlagen – 3 Siege und 2 Remis in der Sky Go Ersten Liga, im Uniqa-ÖFB-Cup gewann Ried 2-mal (darunter im Finale 2011).
- Die SV Guntamatic Ried traf in jedem der bisherigen 12 Heimspiele in einer der beiden höchsten Spielklassen gegen den SC Austria Lustenau (24 Tore in 12 Heimspielen).
- In Spielen in der Keine-Sorgen-Arena in der Sky Go Ersten Liga zwischen der SV Guntamatic Ried und dem SC Austria Lustenau gab es noch keine Punkteteilung (5 Siege SVR, ein Sieg ALU).
- Die SV Guntamatic Ried holte in dieser Saison der Sky Go Ersten Liga gegen den SC Austria Lustenau 7 Punkte – nur gegen die WSG Swarovski Wattens (9) mehr.
- Die SV Guntamatic Ried erzielte 14 Tore nach Flanken – Höchstwert in dieser Saison der Sky Go Ersten Liga. Sowohl 2 der letzten 3 Tore als auch 3 der 5 Saisontore gegen den SC Austria Lustenau erzielte Ried nach Flanken.
(ALU)