Mit dem Ende der Wintertransferperiode ist am Montag für unseren Sportlichen Leiter Werner Grabherr die vielleicht intensivste Phase des Jahres zu Ende gegangen. Der Start in die Mission Klassenerhalt steht indes kurz bevor. Im Interview ordnet Grabherr die zurückliegenden neun Wochen ein und wirft einen Blick auf das anstehende Frühjahr.
1. Seit dem letzten Pflichtspiel Mitte Dezember 2021 ist beim SCR Altach viel passiert. Insgesamt elf Transfers wurden abgewickelt, ein neuer Trainer installiert und die Weichen in Richtung Zukunft gestellt. Wie froh bist du, dass der Fokus ab Samstag wieder auf dem Platz liegt?
Ja, darüber bin ich schon sehr froh. Am Ende wollen wir uns im Spiel messen und deshalb darf es jetzt gerne losgehen, auch wenn die letzten Wochen aufgrund der zahlreichen Veränderungen sehr intensiv waren. Hinzu kommt, dass alle Clubs mit dem Corona-Virus kämpfen, was die Entscheidungen auch in Richtung Kadergröße oder Wirtschaftlichkeit maßgebend beeinflusst.
2. Gehen wir chronologisch vor: Christoph Riegler, der uns leider bis zum Saisonende fehlt, mal ausgenommen, war die Verpflichtung von Ludovic Magnin als neuer Cheftrainer die erste richtungsweisende Entscheidung im neuen Jahr. Womit hat Magnin besonders gepunktet und sich von seinen Mitbewerbern abgehoben?
Alles in allem war es mit Sicherheit das Gesamtpaket, welches im Vergleich zu den Mitbewerbern den Ausschlag gegeben hat. Ludovic hat eine besondere Spielerkarriere hinter sich und hat danach das Trainerhandwerk vom Nachwuchs weg gelernt. Er ist es gewohnt, mit jungen Spielern zu arbeiten. Beim FC Zürich konnte er in drei Saisonen als Cheftrainer der 1. Mannschaft sehr viele Erfahrungen mitnehmen, hat er ja sehr erfolgreiche aber auch sehr herausfordernde Phasen durchlebt. Die Person Magnin, mit all seiner Emotion und Authentizität, bringt das nötige Leben und eine Frische in die Kabine, um die Aufgabe Klassenerhalt in Angriff zu nehmen.
3. Inwieweit haben sich diese Erwartungen bislang erfüllt?
In den Einheiten und Spielen ist definitiv die Handschrift von Ludovic zu erkennen, auch wenn die bisherigen Wochen immer wieder von abwesenden Spielern geprägt waren. Der frische Wind durch den Trainer und die Neuzugänge ist in der Kabine spürbar. Es wird wichtig sein, die ausstehenden vier Spiele im Grunddurchgang optimal zu nützen und zu punkten, um uns für das Play Off in eine gute Ausgangsposition zu bringen.
4. Auf dem Platz werden Bakary Nimaga, Mickaël Nanizayamo, Gianluca Gaudino, Christoph Monschein und Armin Gremsl unser Team im Frühjahr verstärken. Welches Resümee ziehst du nach der zurückliegenden Transferperiode?
Wir haben uns im Winter das Ziel gesetzt, die Achse auf den zentralen Positionen zu verstärken. Ich bin der Meinung, dass uns das sehr gut gelungen ist. Wir konnten Spieler für unsere Aufgabe gewinnen, welche die Situation sehr gut einschätzen und darauf brennen, mit uns das Frühjahr in Angriff zu nehmen. Wir haben uns mit den sechs Niederlagen zum Schluss selbst in unsere aktuelle Lage gebracht. Daher gilt es nun auch alles dem Ziel Klassenerhalt unterzuordnen.
5. Auffallend ist: Alle Neuzugänge liegen in der Altersrange zwischen 23 und 29 Jahren. Ist damit der vielzitierte Mittelbau hergestellt?
Das war definitiv eines unserer Ziele. Dass es dann in dieser Hinsicht so klappt, ist umso besser, auch wenn vorerst der eine oder andere Spieler als Leihspieler verpflichtet wurde. Wir wollten Spieler mit Erstligaerfahrung und die bringen unsere Neuzugänge mit. Bis zum Sommer wollen wir nun die Zeit gut nützen, um den Mittelbau weiter zu stärken und die Mannschaft darauf aufzubauen.
6. Inwiefern waren die Neuzugänge auf die Spielidee von Ludovic Magnin abgestimmt? Magnin macht ja keinen Hehl daraus, dass er einen sehr aktiven Fußball spielen lassen möchte.
Der Trainer ist in der Kaderplanung immer sehr stark involviert. Wir wollen als Club zukünftig für eine klare Spielidee stehen und darauf sind auch die Transferüberlegungen abgestimmt. Es war uns wichtig, mit der Veränderung auf der Trainerposition auch in dieser Hinsicht einen Schritt in diese Richtung zu machen. Trotzdem wird es für uns entscheidend sein, eine Balance ins Spiel zu bekommen, da wir uns immer auch an der Tabelle orientieren müssen.
7. Auch auf der Abgangsseite gab es viel Bewegung. Neben dem Profi-Karriereende von Martin Kobras konnten für Berkay Dabanli, Anderson, Mario Stefel und Amir Abdijanovic (Leihe) neue Vereine gefunden werden. Dazu wechselt Boris Prokopic in den Juniors-Kader. Wie viel, von dem was man sich vorgenommen hat, wurde hier umgesetzt?
Ich würde sagen alles, auch wenn nicht jeder der Abgänge so geplant war. Aber das ist der Fußball und das Tagesgeschäft, auf welches wir uns immer wieder neu einstellen und anpassen müssen. Vor allem die Bereitschaft von Boris, als Führungsspieler für die Juniors aufzulaufen, freut mich ganz besonders und zeigt seine Identifikation mit dem SCRA.
8. Als Tabellenschlusslicht kann das Ziel im Frühjahr nur Klassenerhalt heißen. Was stimmt dich positiv, dass der gelingt und der SCRA im Sommer in seine 12. Bundesligasaison geht?
Wie gesagt, haben wir uns selbst in diese Position gebracht und mit den Veränderungen im Winter bin ich sehr zuversichtlich, dass wir uns selber auch wieder nach vorne bringen. Es heißt im ersten Schritt den Vorletzten der Tabelle zu überholen und dafür Tag für Tag alles zu geben. Mit dem Ligamodus, der Auslosung im Play Off und der Komponente Corona ist es wichtig, die Geduld zu behalten und die Erfahrungen der Vorjahre mit in das Rennen zu nehmen.
9. Zum Auftakt gastiert am Samstag die Wiener Austria im Schnabelholz. Was für ein Spiel erwartest du dir?
Das erste Spiel nach der Vorbereitung ist immer ein großes Fragezeichen. Beide Teams hatten durchwachsene Wochen und deshalb wird es sich zeigen, welche der beiden Mannschaften mit dem Anpfiff voll reinkommt. Wir werden ganz sicher bereit sein und darauf brennen, gleich zu Beginn mit einem Heimsieg ins Frühjahr zu starten.
10. Zum Start ins Frühjahr kehren die Zuschauer in die CASHPOINT Arena zurück. Wie wichtig siehst du die Rolle der Fans auf dem Weg zum Klassenerhalt?
Die Fans machen den großen Unterschied aus und wir freuen uns alle darauf, vor Publikum spielen zu können. Es liegt an uns, die Zuschauer wieder abzuholen und daran zu erinnern, was gemeinsam möglich ist. Wir sollten alle gemeinsam nach vorne schauen und wieder etwas Neues entstehen lassen. Die Vergangenheit macht uns zu dem was wir sind, hilft uns aber zukünftig nur bedingt weiter. Wir wollen überzeugen und den Punkt erreichen, wo jeder einzelne Zuschauer wieder unbedingt ins Stadion kommen möchte.
(SCRA)